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Stimmen
für die Orgel

Erfahren Sie mehr über das Projekt Schwalbennestorgel durch die Perspektiven bedeutender Persönlichkeiten. In loser Folge teilen wir ihre Gedanken und Meinungen zu unserem Projekt. Wir danken allen, die uns ihre positiven Erfahrungen und Meinungen zu unserem Projekt mitgeteilt haben und schätzen Ihre Unterstützung sehr.

Rolf Lohmann

Weihnbischof

"Ich freue mich sehr über das geplante Projekt der „Schwalbennestorgel“ im Xantener Dom und unterstütze es ausdrücklich. Seit fast drei Jahren wohne ich jetzt im unmittelbaren Umfeld der Xantener Stifts- und Propsteikirche und feiere gerne hier die Liturgie.

Für eine würdige und ansprechende Feier spielt die Kirchenmusik eine wesentliche und herausragende Rolle; das gilt auch für Konzerte und andere musikalische Darbietungen. Da der Xantener Dom auch Mittelpunkt meiner Bistumsregion „Niederrhein/Recklinghausen“ ist, hat er – religiös wie musikalisch – eine bedeutende und über das pfarrliche Leben hinausgehende Bedeutung, was uns alle nur freuen kann.

 

Ich hoffe sehr, dass das ambitionierte Ziel, bald in den Genuss des Klangs der neuen Orgel zu kommen, in immer nähere Reichweite rückt.

 

Helfen Sie mit und unterstützen Sie dieses wichtige und schöne Projekt am Niederrhein. Die neue Orgel wird neben der Begleitung des Gesangs uns auch erfreuen bei Konzerten, Improvisationen und meditativen Stunden. Bei der wichtigen Aufgabe der Evangelisierung und der Heranführung der Menschen an das Geheimnis Gottes spielt sie eine zentrale, ja eine übergeordnete Rolle. Schon jetzt danke ich Ihnen für Ihr Interesse an Xanten, am Xantener Dom und an der Xantener Kirchenmusik."

Herzlichst Ihr
+ Rolf Lohmann, Weihbischof

Stimmen für die Orgel

Wolfgang Kostujak

Fachgruppe Alte Musik, Universität der Künste Folkwang

Seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhundert gibt es im St. Viktor Dom von Xanten Orgeln. Vom frühesten Instrument bis zur  Orgel aus dem Jahr 1871 haben die Instrumentenbauer stets dieselbe Stelle des Langhauses als Standort und immer wieder die Gestalt einer Schwalbennestorgel für das größte Instrument gewählt.
Das ist nicht von Ungefähr passiert: Im zweiten Teil seines „Syntagma Musicum“ (1619, S. 94) beschreibt Michael Praetorius die Idee des Schwalbennestes unter dem Begriff der „allerersten Orgelwercke“ als archetypisches Gestaltungsmuster. Unabhängig von den verschiedenen Epochen mit ihren unterschiedlichen ästhetischen Präferenzen haben sich solche Schwalbennestorgeln – gerade in hohen, gotischen Kathedralen und insbesondere an der Nordseite des Mittelschiffes – angesichts der besonderen Vorteile bei Klangabstrahlung, Raumwirkung und architektonischer Stimmigkeit als klassische Größen bewährt, noch lange nach Praetorius. Das Freiburger Münster, die Kathedralen von Strasbourg und Chartres, die Minoritenkirche in Regensburg und der Kölner Dom sind aussagekräftige Beispiele für die Lebendigkeit dieser Tradition.

Nachdem durch die Bombenangriffe vom 10. und 3. Februar 1945 mit dem Xantener Dom selbst auch die letzte Schwalbennestorgel des Gotteshauses zerstört worden ist, experimentiert das Nachfolgeinstrument seit 1975 mit einem neuen Standort: Dem Fußboden im Westwerk. Inzwischen zeigt sich, dass das Experiment an mehreren Punkten gescheitert ist: Abgesehen davon, dass diese Orgel – trotz ihrer grenzwertig eng konzipierten Form – große Teile des Westfensters verdeckt und den Kirchenzugang über das romanische, ehemalige Hauptportal versperrt, führt das Fußbodenniveau zu einer irreführenden akustischen Wahrnehmung der zugrundeliegenden klassischen Disposition aus Haupt-, Schwell- und Pedalwerk mit einem vorgelagertem, auf Kopfhöhe der Gottesdienstbesucher befindlichem Rückpositiv.


Die Tatsache, dass dieses Instrument nach rund 45 Dienstjahren nun eine aufwändige und kostspielige Reinigung und Restaurierung benötigt, legt angesichts der grundlegenden funktionalen und konzeptionellen Mängel den Gedanken eines Neubaus nahe, und damit auch das über mehr als 400 Jahre bewährte Prinzip des „Schwalbennestes“ für die Hauptorgel. Die Idee wirkt noch einmal umso schwerer, als sich insbesondere der 1975 fokussierte Standortvorteil zugunsten einer kammermusikalisch raumnahen Chorbegleitung niemals bewährt hat: Entweder verschwindet der Begleiter für Chor und Dirigenten unsichtbar hinter dem Rückpositiv am Hauptspieltisch, oder er nimmt an einer separaten Klaviatur vor der Prospektfront des Rückpositivs Platz, von wo aus er – mit dem Rücken zum musikalischen Geschehen – keine Aussicht auf Blickkontakt hat, geschweige denn die Chance auf eine Leitungsfunktion als Dirigent. Die Aufgabe einer solistisch/gottesdienstlich genutzten Orgel kann in einem dermaßen großen, architektonisch komplexen Raum wie dem Xantener Dom nur separat von der begleitenden Funktion einer Orgel für Chöre wahrgenommen werden.


Die Tatsache, dass sich die Anforderungen an eine Hauptorgel unter den gegebenen Umständen nicht ohne Weiteres mit denen eines Chorinstrumentes vereinbaren lassen, legt den Gebrauch separater Orgeln für die unterschiedlichen Einsatzbereiche nahe. In diesem Zusammenhang deckt die vorhandene mobile Truhenorgel aus der Werkstatt Martin Scholz mit ihrer barocken Anlage nur ein kleines Segment des Repertoires an geistlicher Chormusik ab. Klassische, romantische und neuere Musik braucht eine andere Disposition: Der Blick fällt auf eine Chororgel mit eigenem Pedal und einer schmelzfähigeren Registerzusammenstellung, die in weit kleineren, architektonisch konfliktfreien Dimensionen – in Dienst genommen werden könnte.

Mir ist vollkommen klar, dass hier von einer Idealsituation die Rede ist. Aber Xanten ist in der Kulturlandschaft Niederrhein zweifellos ein tonangebender musikalisch-liturgischer Leuchtturm, und die Ausstrahlung, die eine lebendige musikalische Arbeit an dieser Stelle auf die Mittel- und Unterzentren am Niederrhein ausübt, rechtfertigt den Kraftakt allemal.


Die Kombination aus Schwalbennest-, Chor- und Truhenorgeln bildete eine Trias, die der exponierten Bedeutung des Xantener Domes für die Musik- und Orgellandschaft am Niederrhein und ihre liturgische Vitalität in beispielhafter Weise Rechnung tragen würde.

Ulrich Grimpe

Referent für Kirchenmusik und Bischöflicher Orgelsachverständiger im Bischöflichen Generalvikariat Münster

Mit großer Freude habe ich die Initiative der Dompfarrei St. Viktor in Xanten zur Kenntnis genommen, einen Orgelneubau für die Domkirche anzustreben. Die Kirchenmusik in Xanten ist für das Bistum Münster seit vielen Jahrzehnten von herausragender Bedeutung. Mit unserem Domorganisten, Regionalkantor und Orgelsachverständigen Matthias Zangerle weiß ich das Projekt in guten und erfahrenen Händen.

 

Für die Pfarrei und die Bevölkerung Xantens ist die Initiative, einen Orgelneubau in ihrem identitätsstiftenden und historisch bedeutsamen Dom zu starten, ein Leuchtturmprojekt – gerade in dieser Zeit. Die Orgel ist nicht nur ein elementarer Bestandteil für die Liturgie, sondern auch ein ausdrucksvolles Instrument. Mit ihren vielfältigen Farben, Klangschattierungen und dynamischen Spektren bewegt sie die Emotionen der Zuhörer. Wir spüren, dass uns die Orgelmusik für das Geheimnis Gottes öffnet. Sie regt uns an, während der Liturgiefeier genauer hinzuhören, den Glauben zu erfühlen. Wir erfahren Orgelmusik als eine geistliche Bereicherung, die uns immer tiefer in den christlichen Glauben hineinführt. Die Orgel zu erneuern, ist ein beflügelnder Prozess für eine Gemeinde: Er bestärkt ihren inneren Zusammenhalt und regt sie dazu an, der Gestaltung von Gottesdiensten eine hohe Bedeutung beizumessen.

 

Ich beobachte bei Orgelbauinitiativen häufig, dass im Nachhinein nicht die Orgelweihe als das Ziel der Initiative bewertet wurde, sondern der Weg dorthin als das eigentlich beglückende Erlebnis: die vielen gemeinschaftlichen Aktionen in der Pfarrei und der gesamten Bevölkerung zur Finanzierung des Bauvorhabens; das gemeinsame Ringen um das beste Konzept; das Abwägen, Hinterfragen und auch rechtfertigen der großen Idee vor sich selbst und vor anderen.

 

In einer Orgelfestschrift las ich einmal: „Unsere neue Orgel hat uns Gottes Größe und seine Gegenwart unter uns Menschen neu spüren lassen“. Dies wünsche ich Ihnen bei der Realisierung Ihres Orgelbauvorhabens für den wundervollen Xantener Dom – einem Projekt, das der Gemeinde viele berührende, musikalisch gestaltete Gottesdienste ermöglicht und unser Bistum bereichert.

Ute Gremmel-Geuchen

Organistin der Kempener Paterskirche und künstlerische Leiterin der Kempener Orgelkonzerte

Die Architektur des Doms St. Viktor in Xanten ist überwältigend, ebenso wie der größte Teil seiner Ausstattung: Die Orgel, 1975 durch die Firma Seifert erbaut, entspricht dieser Qualität leider nicht mehr. Zum einen ist ihre Position optisch und akustisch äußerst ungünstig. Das Westwerk der Kirche mit dem Maßwerkfenster wird verdeckt. Die ebenerdige Aufstellung lässt den Klang in der großen Raumakustik aggressiv und intransparent wirken. Zum anderen ist die Orgel auch spiel- und materialtechnisch in so schlechtem Zustand, dass eine Instandsetzung sich nicht mehr lohnte.

Ausgehend von einem Orgelneubau sollte man unbedingt den ungünstigen Standort im Westen aufgeben und stattdessen ein kleineres Instrument mit am historischen Standort als Schwalbennestorgel an der Nordseite des Mittelschiffs planen. In zahlreichen Kirchen kann man feststellen, dass dieser historisch belegte Aufstellungsort akustisch ideal ist, da sich der Klang klar und niemals aufdringlich entfaltet (Vorbilder sind sowohl Renaissanceorgeln wie z.B. in der Marienkirche in Lemgo oder in der Hofkirche zu Innsbruck wie auch moderne Instrumente, z.B. im Kölner Dom, im Straßburger Münster oder in der Basilique Saint-Remi zu Reims).

Ein solches Instrument wäre zur Gestaltung der Liturgie, insbesondere zur Begleitung des Gemeindegesangs, und auch konzertant ideal einzusetzen. Darüber hinaus würde der Raum bei entsprechender Prospektgestaltung optisch hinzugewinnen.

Da eine Schwalbennestorgel aufgrund ihrer Position zur Begleitung des Chores oder anderer Ensembles weniger geeignet ist, wäre es sinnvoll, von vornherein eine zweite Orgel zu planen. Erfahrungsgemäß eignen sich Chororgeln im Stile des französischen Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll besonders gut als Begleitinstrumente.

Natürlich müssten mit dem Bau dieser Orgeln nicht die günstigsten, sondern besten Orgelbauer beauftragt werden, die Instrumente entsprechender Qualität vorweisen können, damit diese Orgellösung eine nachhaltige wird, die Jahrhunderte überdauert.

Die hier beschriebene „Orgellösung“ mit einer Schwalbennestorgel und einer Chororgel wäre eine Ideallösung. Angesichts der immensen Bedeutung des St. Viktor Domes kann man aus meiner Sicht dem Raum und den musikalischen Aufgaben nur so gerecht werden.

Eckhard Isenberg

Orgelsachverständiger des Erzbistums Köln

GUTACHTEN

Die Orgelsituation im Xantener Dom ist seit dem Zweiten Weltkrieg unglücklich und künstlerisch nicht überzeugend. Im Jahre 1945 fiel die Schwalbennestorgel im Mittelschiff den Luftangriffen zum Opfer. Die 1975 erbaute Orgel im Westwerk kann aus verschiedenen Gründen nicht überzeugen:

 

1.) Der Standort ist schlecht gewählt. Die Orgel mit ihren engen Mensuren kann den großen Kirchenraum nicht adäquat füllen.

2.) Die bis in die 1980er Jahre vorherrschende neobarocke Klangästhetik hat sich als musikalische Sackgasse erwiesen. Moderne Orgeln unserer Zeit orientieren sich an den grundtönigen Instrumenten des 19. Jahrhunderts.

3.) Die mechanische Spieltraktur arbeitet ungenau und erlaubt keine differenzierte Anschlagskultur. Künstlerisches Orgelspiel ist nur sehr eingeschränkt möglich. Materialtechnisch ist die Orgel eher unterdurchschnittlich.

4.) Über vierzig Jahre nach ihrem Bau müsste die Orgel im Normalfall repariert und instandgesetzt werden. Eine solche kostspielige Investition ist aber unsinnig, weil die konzeptionellen Mängel des Instrumentes bestehen bleiben.

5.) Die Orgel versperrt den Blick auf das große Westfenster.

 

Vor dem Hintergrund der jetzigen Situation mit all ihren Problemen ist der Vorschlag einer neuen Schwalbennestorgel die optimale Lösung. Berühmte Beispiele dieser Anordnung finden wir in den Kathedralen von Straßburg und Chartres oder im Freiburger Münster. Diese Orgeln sind keine Riesenwerke mit hundert Registern, sondern können mit einer überschaubaren Anzahl an Stimmen die großen Räume füllen. Wichtiger als die Größe der Disposition sind der ideale Standort als Schwalbennest sowie die perfekte Mensurierung und Intonation jedes einzelnen Registers. Die vorgeschlagene Disposition mit 43 Registern (davon drei Extensionen) ist für den Xantener Dom ausreichend und bietet vielfältige Möglichkeiten für das liturgische und konzertante Orgelspiel.

 

Für die Begleitung von Chören, Ensembles und Solisten ist der Bau einer zweiten kleinen Orgel unverzichtbar. Sie orientiert sich an der Tradition des französischen Orgelbaus des 19. Jahrhunderts. In vielen Kathedralen Frankreichs baute Aristide Cavaillé-Coll zusätzlich zur großen Orgel – in der Regel auf der Westempore – ein kleines Instrument mit zwar bescheidener Registerzahl, aber großem Klang. Die für den Xantener Dom projektierte Disposition ist gut gewählt, weil sie die wesentlichen Parameter dieses Instrumententypus berücksichtigt.

 

Mit diesem geplanten Instrumenten-Duo verfügt der Xantener Dom über eine Orgelanlage, wie man sie selten in Deutschland findet und die weit über die Ortsgrenzen hinaus Beachtung findet. Um einen sportlichen Vergleich zu wagen: Bisher spielte der Xantener Dom orgelmäßig in der 2. Bundesliga. Mit dem Bau der beiden neuen Orgeln ist der Sprung in die

  

Champions-League möglich, einer Spielklasse, die dem europäischen Rang des Kirchenraumes angemessen ist.

 

Es versteht sich von selbst, dass nur die besten und erfahrensten Werkstätten an der Ausschreibug teilnehmen können.

 

Wir leben in Zeiten, in denen ein Orgelneubau die große Ausnahme ist. Europaweit hat es spektakuläre Neubauten in den letzten Jahren nicht oft gegeben, in Deutschland zuletzt in der Konstantin-Basilika zu Trier (2014), in der Hamburger Elbphilharmonie (2016) oder in der Kasseler St. Martin-Kirche (2017). Im nächsten Jahr erhält der Prager Veitsdom ein neues repräsentatives Instrument; die erst 1980 errichtete Orgelanlage im Passauer Dom wird bis 2024 für insgesamt 6,5 Millionen Euro saniert. Mit dem Bau der beiden neuen Orgeln erhält auch der Xantener Dom einen Platz auf dieser illustren Liste.           

Köln, am 11. Dezember 2019  

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